„Wie du atmest, so lebst du.“
Andreas Tenzer (*1954), deutscher Philosoph und Pädagoge
Bei einem Termin in einer Klinik behandelte mich eine Krankenschwester, die mich sehr beeindruckte. Ich saß auf der Untersuchungsliege und ständig kam jemand vom Personal ins Zimmer und wollte etwas von ihr, ein Ärztin oder eine andere Schwester. Ein echt turbolentes Arbeitsklima, das Multitasking-Fähigkeiten abverlangte. Meine Krankenschwester aber blieb ruhig und erledigte einen Handgriff nach dem anderen. Ich staunte.
Mir fiel vor allem auf, wie sie atmete. Sie atmete unglaublich entspannt ein und aus und ein und wieder aus. In vollkommen angenehmen Tempo und immer schön in den Bauch hinein – als ob alles, was von ihr gefordert wurde, keiner Anstrengung bedurfte.
Ich fragte sie, wie sie bei diesem Stress so ruhig bleiben konnte. Sie lachte und sagte: „Das geht hier immer so. Wenn ich jetzt hektisch zu atmen anfange und den Stress an mich ranlasse, kann ich mich in zwei Jahren einliefern lassen.“
Und wie atmest du dich durch deinen Alltag?
Trägt dich dein Atem entspannt durch den Tag? Schenkst du ihm hin und wieder bewusst einen Moment Aufmerksamkeit? Nutzt du seine Kraft, um auch in stressigen Situationen ruhig zu bleiben oder wieder runterzukommen?
Wenn wir gestresst sind, atmen wir viel schneller und die Brustatmung übernimmt das Ruder. Du musst wissen, dass bei Stress der Sympathikus in Aktion tritt. Das ist der Teil in deinem vegetativen Nervensystem, der aktivierend wirkt und für reichlich Anspannung sorgen kann. Er sorgt auch dafür, dass dein Körper nach mehr Sauerstoff verlangt und deshalb weiten sich deine Bronchien, um mehr Sauerstoff aufnehmen zu können. Bei der Brustatmung geht der Brustkorb auf und ab und der Bauch zieht sich nach innen.
Als Gegenspieler zum Sympathikus sorgt der Parasympathikus für deine Entspannung. Tritt er auf den Plan, zum Beispiel wenn du müde wirst, beeinflusst er deine Atmungsorgane und deine Bronchien verengen sich wieder. Du atmest dann wahrscheinlich von ganz allein wieder in den Bauch hinein. Denn wenn wir entspannt sind, kommt die Bauchatmung meist automatisch. Im Gegensatz zur Brustatmung wölbt sich bei der Bauchatmung dein Bauch nach außen.
Stress in Sicht? Deine Bauchatmung hält dich entspannt auf Kurs
Stress beeinflusst also deine Atmung. Versuche bei deiner nächsten Stressattacke, den Spieß einfach umzudrehen. Senke dein Stresslevel, indem du absichtlich in den Bauch atmest.
Denn: Dein Atem ist ein sehr machtvoller Partner gegen Stress!
Wenn du also bemerkst, dass du in Stress gerätst und du flach und schneller zu atmen beginnst, fange an, bewusst in den Bauch zu atmen. Die tiefe Bauchatmung aktiviert den Parasympathikus und sorgt so dafür, dass deine Stresshormone nicht überschießen und dein Körper ruhig bleibt.
Mach es wie die Krankenschwester aus meiner Geschichte.
Unterstützen kannst du deine Bauchatmung durch Glaubenssätze wie „sich ärgern hilft niemandem weiter“ oder „in der Ruhe liegt die Kraft.“
Mit dieser Atem-Übung atmest du deinen Stress weg
Hier kommt deine Challenge: Atme die nächsten 3 Tage einmal ganz bewusst in den Bauch hinein. Für die Umsetzung gebe ich dir hier eine einfache und effektive Atem-Übung an die Hand, die du mehrmals täglich anwenden kannst. Sie verschafft deinem Gehirn eine kurze intensive Pause. Probiere aus, ob du sie einmal pro Stunde umsetzen kannst.
Setze oder stelle dich aufrecht hin und halte deine Schultern gerade. Gern kannst du während der Übung deine Augen schließen.
Nimm 8 tiefe Atemzüge in den Bauch hinein und zähle dabei wie folgt:
- 4 Sekunden Einatmen: eins – 4 Sekunden ausatmen: eins
- 4 Sekunden Einatmen: zwei – 4 Sekunden ausatmen: zwei
- 4 Sekunden Einatmen: drei – 4 Sekunden ausatmen: drei
- 4 Sekunden Einatmen: vier – 4 Sekunden ausatmen: vier
- 4 Sekunden Einatmen: fünf – 4 Sekunden ausatmen: fünf
- 4 Sekunden Einatmen: sechs – 4 Sekunden ausatmen: sechs
- 4 Sekunden Einatmen: sieben – 4 Sekunden ausatmen: sieben
- 4 Sekunden Einatmen: acht – 4 Sekunden ausatmen: acht
Probiere die Atem-Übung gleich aus, wenn du den Artikel zu Ende gelesen hast. Es dauert keine 3 Minuten und glaube mir, diese Zeit ist kostbar.
Danach lässt du deinen Atem wieder frei fließen und spürst nach.
Hat sich etwas verändert? Bist du ruhiger geworden? Wie fühlst du dich jetzt?
Wenn du möchtest, versuche dir vorzustellen, wie du mit jedem Einatmen Frische, reinigende Energie oder Ruhe in dich aufnimmst, und wie bei jedem Ausatmen, Sorgen, Wut, Angst, Frust oder das jeweils vorherrschende Stressgefühl aus deinem Körper entweicht.
Wenn du die Übung wirklich gemacht hast, freue ich mich sehr. Denn Stressbewältigung lebt vom „Machen“ und nicht nur vom „Wissen“. Das ist wie, wenn du ein Rezept aus einem Kochbuch tatsächlich zubereitest und es dir nicht nur durchliest.
„Machen“ heißt, du wirst wissen, wie es schmeckt. Darüber nachzudenken, hält deinen Verstand auf Trab, bringt dir aber keine echte (Lebens-)Erfahrung.
Du hast die 3-Tages-Atemübung-Challenge gemeistert? Dann schreibe mir, wie es dir damit ergangen ist. Auch Fragen beantworte ich dir gerne. Hier geht es zu meinem Kontakt.
Bauchatmung für einen guten Schlaf
Täglich Bauchatmungsübungen unterstützen auch einen positiven Schlaf. Vor allem, wenn du ständig aufs Gaspedal trittst, egal ob du arbeitest oder etwas Privates zu erledigen hast, da bleibt die Bauchatmung schon mal auf der Strecke. Bleibe einfach achtsam.
Bleibe gesund und lebe gut. So läuft der Hase richtig.
Deine Stressberaterin Sandy
(die mal eben ihre Augen schließt und 8 Mal so richtig tief durchatmet)